Seit einigen Monaten häufen sich die Anfragen einiger Kunden, weil ihr Endgerät nicht immer zuverlässig klingelt. Und wenn die Anzahl der Beschwerden zu einem Thema zunimmt, schauen wir uns bei sipgate diese Probleme genauer an. Bei der Analyse fiel uns dann auf, dass vor allem Kunden von Kabelnetzbetreibern von diesem Symptom betroffen sind. Derzeit beschränkt sich der betroffene Kundenkreis hauptsächlich auf Kunden von Unitymedia. Und dies hat auch einen Grund. Seit Anfang 2013 vergibt Unitymedia seinen Neukunden nur noch IPv6-Adressen. Allerdings könnte es sein, dass Kunden von Kabel Deutschland bald vor ähnlichen Problemen stehen, da KD die Anschlüsse der meisten Kunden seit Dezember ebenfalls auf IPv6 umstellt.
Was ist das Besondere an IPv6?
Jeder Rechner, der direkt ans Internet angeschlossen ist, besitzt eine eindeutige Adresse, genannt IP-Adresse. In der seit Einführung des Internets genutzten Version IPv4 bestand eine Adresse aus 4 Zahlen zwischen 0 und 255 (Beispiel: sipgate.de hat die 217.10.79.9). Die daraus resultierende Menge an eindeutigen Adressen (ca. 3,7 Milliarden) ist seit 2012 allerdings annähernd erschöpft. Deshalb wurde für IPv6 die Länge der Adresse deutlich erhöht, weshalb in dieser Version nun rund 340 Sextillionen eindeutige Adressen zur Verfügung stehen.
Und warum betrifft das mich?
Ein Großteil des Internets basiert noch auf IPv4. Auch die sipgate-Server sind derzeit noch nur unter IPv4-Adressen erreichbar. Wenn jetzt aber ein Kunde von seinem Provider eine IPv6-Adresse zugewiesen bekommt, muss eine Übersetzung von IPv6 auf IPv4 vorgenommen werden. Und dies macht der Provider für seine Kunden, mit Hilfe einer Technologie namens Carrier Grade NAT (CGN). Und wie der Name schon sagt, ist das Verfahren ziemlich ähnlich zu dem, was auch normale Heimrouter machen. Seit Jahren betreiben viele Kunden ihre Endgeräte in lokalen Netzwerken mit nicht-öffentlichen IP-Adressen, und in fast allen Fällen funktioniert das einfach so ohne besondere Vorkehrungen, manchmal muss mit Portweiterleitungen oder ähnlichen Vorkehrungen nachgeholfen werden.
Alles gut sollte man meinen?
Leider nein. Wenn wir ein Endgerät hinter NAT erkennen, treffen wir von unserer Seite Vorkehrungen, um die Verbindung stabil zu halten. Dazu gehört z.B. auch, dass wir alle 15 Sekunden ein kleines Paket zum Endgerät schicken, um die Verbindung offen zu halten. Auch die Geräte an IPv6-Anschlüssen erkennen wir recht zuverlässig und „behandeln“ sie so. Zusätzlich bieten verschiedene Geräte, wie z.B. die FRITZ!Box eine Option, um die Verbindung in regelmäßigen Abständen am Leben zu halten.
In den von uns untersuchten Fällen hilft dies allerdings weder von unserer noch von Kundenseite. Beispielhaft möchten wir zwei Verbindungen zeigen.
Man sieht, dass beide Geräte sich regelmäßig bei uns registrieren. Allerdings ist im ersten Fall die Quell-IP bei jedem Versuch eine andere, im zweiten Fall bleibt zwar die IP gleich, der Port ändert sich aber ständig. Und diese Änderungen sind fatal für die Nutzung unserer Dienste. Für eingehende Verbindungen benötigen wir eine stabile Adresse und Port des Kunden, da wir genau dahin das Gespräch signalisieren. Ändert sich einer der beiden Parameter, bekommen wir die Änderung erst bei der nächsten Registrierung mit – also nach maximal 10 Minuten. Davor versuchen wir, die Gespräche an eine veraltete Adresse zuzustellen. Das Resultat ist nach 20 Sekunden Stille in der Leitung ein Abbruch der Verbindung oder das Einsetzen einer Weiterleitung. Eine solche Änderung von Parametern der Verbindung kann auch im normalen Betrieb z.B. durch Router-Reboots durchaus mal vorkommen, bei einer solchen Häufigkeit allerdings ist an eine sinnvolle Nutzung von Internettelefonie nicht zu denken.
Leider sind wir gegen diese Art von Verbindungszerstörung machtlos. Wir haben bereits versucht, mit Unitymedia Kontakt aufzunehmen, um uns des Problems gemeinsam annehmen zu können. Allerdings haben wir nicht eine Rückmeldung erhalten.
Was können Sie als betroffener Kunde tun?
Auch wenn wir von der Wirksamkeit nicht überzeugt sind, könnte das Senden von „Keepalive“-Paketen zum Aufrechterhalten der Verbindung helfen. Dazu bieten einige Endgeräte entsprechende Optionen. In der FRTIZ!Box heißt die Option „Portweiterleitung des Internet-Routers für Internettelefonie aktiv halten“ (nur im Expertenmodus sichtbar), bei snom-Geräten können Sie ein Keepalive-Intervall im Reiter „NAT“ festlegen. Auch verschiedene Grandstream-Geräte haben eine entsprechende Option. Hilfe bei der Einrichtung erhalten Sie natürlich auch bei unserer Kundenbetreuung.
Da das Problem aus unserer Sicht durch eine fehlerhafte Konfiguration des Carrier Grade NAT auf Seiten von Unitymedia hervorgerufen wird, kann es durchaus sinnvoll sein, dass Sie sich an Unitymedia wenden und um Abhilfe bitten. Vielleicht bekommt das Problem durch eine größere Anzahl von Kundenbeschwerden eine höhere Priorität bei Unitymedia. Wir würden es gern mit den Technikern von Unitymedia weiter analysieren und hoffen daher nunmehr auf eine Kontaktaufnahme seitens Unitymedia, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten.
101 Kommentare
Markus:
hallo,
hat jemand erfahrung mit den business paketen von unitymedia. hier gibt es ja eine kostenlose feste ip-adresse (sicher eine ipv4). treten hier die probleme auch auf? würde nämlich auch zu unitymedia wechseln, sofern sipgate weiter funktioniert!
danke
markus
jop:
Ja, die business Pakete von unitymedia zu benutzen ist die einfachste Moeglichkeit von unitymedia noch eine brauchbare IPv4 zu bekommen. Damit geht sipgate ohne Probleme.
Mathias:
Ich habe vor drei Jahren von Sipgate diese Antwort erhalten… „IPv6 wird am Markt nicht nachgefragt und deshalb nicht angeboten.“
Sipgate hat IPv6 einfach ignoriert!
Eine Umstellung der Sipgate Server auf Dualstack (IPv4/IPv6) wer schon seit Jahren möglich gewesen. Der ISP kann keine IPv4 Adressen mehr zuteilen, weil er kein IPv4 mehr hat. Wenn Sipgate schon IPv6 anbieten würde, dann hättet IPv6 Native Netzwerke jetzt kein Problem mit VOIP.
Christian:
Sipgate ist halt noch nicht in der Zukunft (ipv6) angekommen und halt daher noch an den alten Werten (ipv4) fest.
tom:
Ich nutze seit Jahren Sipgate Produkte. Zunehemnd sört mich, das Sipgate sich als Opfer stilisiert. Sipgate war der Innovator und hat noch viel Potential. Aber zunehmend fragt man sich was los ist in dem Laden:
Einstellung von Sipate one. Die angeführten Gründe waren noch halbwegs nachvollziehbar. Die komplette Einstellung des Produktes nicht.
Neuestes Beipiel: Die stille Abschaltung der VOIP-SChnittstelle bei SIM-Quadrat. Zum Wohle des Kunden bietet man un ein reines Mobilfunk-Produkt an.
IP6 wird nicht nachgefragt. Daher sind diejenigen die alle die es anbieten Schuld an Problemen. Ja so sollte ein Innovator denken.
Ich hoffe Sigate besinnt sich auf seine alte Stärke Innovative Produkte anzubieten und dabei wieder ein midestmsaß an Planbarkeit und Verläßlichkeit aufzubringen.
Derzeit nutze ich keine Sipgate Produkte mehr (auch wenn ich keinen meiner Accounts gekündigt habe)). Der Laden ist gerade zu chaotisch.
Arnaud:
@Sipgate
Habt ihr ein Technisches Problem damit oder nur firmenpolitisch?
Gerry:
Hatte den Sipgate Support auch schon vor Monaten nach IPv6 gefragt und auch nur sinngemäß „braucht zur Zeit niemand“ als Antwort erhalten.
Vielleicht sollte Sipgate mal z.B. bei Init7 in der Schweiz anfragen. Die haben angeblich ihr Netz an einem Wochenende mit IPv6 ausgestattet. Sipgate ist wohl kaum größer, vielleicht etwas komplexer wegen Eigenentwicklungen. Aber auch dort hätte man seit Jahren schon an IPv6 denken müssen.
Für mich ist die Marschrichtung klar: Weg von Sipgate, hin zu einem VoIP-Anbieter mit voller IPv6-Unterstützung.
War immer gern bei Sipgate und hab so manchen Kunden dorthin gebracht. Aber wer die Zukunft sehenden Auges ignoriert taugt nicht als Geschäftspartner.
P.S.
Ich bin von allen genannten Firmen nur mit Sipgate in geschäftlicher oder sonstiger Verbindung und profiteren in keiner Weise von der Erwähnung irgendeiner Firma.
Gerry:
P.P.S.
RIPE bietet ein nettes Toll um zu schauen welcher Anteil der AS schon IPv6 announcen.
http://v6asns.ripe.net/v/6
Roland:
Also ich bin jetzt wirklich jahrelang bei Sipgate und soweit auch ganz zufrieden gewesen mit dem Leistungsumfang. Allerdings muss ich nach einer Umstellung meines Internetanschlusses auf Unitymedia nun zweigleisig fahren, damit ich Sipgate weiterhin nutzen kann. Somit entstehen mir monatlich zusätzliche 25€ an Kosten für meinen alten Internetanschluss. Da ich die VOIP Dienste anderer Anbieter problemlos mit einem Client am PC nutzen kann, kann ich die Argumentation von Sebastian nicht ganz nachvollziehen, Zumal der Router von Unitymedia sehr wohl IP-V6 Adressen an die Endgeräte vergibt.
Das Unitymedia IP-V4 nunmehr als Premiumfeature vermarktet ist natürlich ärgerlich, zumal es noch mehr Schlafmützen wie Sipgate gibt, die noch an der IP-V4 Technik festhalten. Alles in allem muss ich sagen, dass sich in meinen Augen keine der beteiligten Unternehmen mit Ruhm bekleckert.
Alex:
Kabel Deutschland stellt einige Kunden inzwischen auch auf IPv6 um, wodurch es zum beschriebenen Problem kommt. Auf meine heutige Anfrage wird KD den Anschluss auf IPv4 umstellen. Ich hoffe, dass damit das Problem gelöst ist.
Nichtsdestotrotz schließe ich mich den kritischen Kommentaren hier an und bitte Sipgate ihr Netz möglichst schnell auf die neue Technologie umzustellen, evtl. parallel zu IPv4!
Stephan Schnitzler:
Bei mir gab es nach dem Wechsel von 1&1 DSL zu Unitymedia Kabelmodem das gleiche Problem. SIP über Sipgate kann nur noch raus telephonieren aber eingehende Gespräche waren ohne Ton.
Nach Recherche bei Stiftung Warentest hab ich jetzt Ventengo versucht. Da funktioniert alles auf Anhieb.
Ich bin etwas sauer, da ich fast 8h daran gesessen hab.
Sipgate, könnt Ihr das bis Mitte März beheben? Dann bleibe ich bei Euch.
Die Krux:
Ehm, also ich ziehe gerade um, ins Unitemedia-Gebiet. Jetzt lese ich hier, Sipgate kann IPv6 nicht. Ist das ein Witz? Ein grosser Anbieter kann im Jahr 2014 noch kein v6? Wenn es nächsten Monat nicht geht dann war es das für mich mit sipgate.
seelo2010:
Liebes Sipgate-Team,
es ist traurig!
Das IPv6 eingeführt wird, ist ja nun gerade einmal seit 14 Jahren bekannt. Die Stärke von IPv6 kommt gerade Anbietern von Mediadiensten entgegen, aber diese schaffe ist nicht Ihre Systeme so weit zu erweitern das diese IPv6 beherrschen.
Traurig!
Stephan Schnitzler:
Interessant: bei Ventengo habe ich eine Hauptnummer und die funktioniert bestens. Eine Zweitnummer zeigt aber das gleiche Problem wie bei Sipgate.
Sören:
Ich bin ebenfalls von dem Problem betroffen. Die Einstellung zur Offenhaltung des Ports hat das Problem *NICHT* behoben, auch nicht wenn ich den Interval auf den kleinstmöglichen Wert (30s) setze.
Patrick Fist:
Ein Punkt in diesem Artikel fehlt. Ich ergänze gerne wie folgt:
Was kann Sipgate für Sie als betroffener Kunde tun?
Wir, die Firma Sipgate, könnte seine Infrastruktur und Dienste aktualisieren um auch modernen Zeitgemäßen Kunden mit einem IPv6 Anschluss einwandfrei erreichen zu können.
Dieser Blog Eintrag von euch lenkt doch nur von dieser Tatsache ab. Es wurde doch eingangs beschrieben das IPv4 aufgrund des begrenzten Adressraumes quazi obsolete ist und das Internet in Zukunft nach und nach auf IPv6 wechselt, wieso nicht auch Sipgate?
Ich schaue mich gerade nach einem IPv6 kompatiblen Anbieter um, bis ich den gefunden habe hat Sipgate Zeit nach zu bessern. Sonst bin ich ja quazi genötigt ….
Stephan Schnitzler:
Sipgate Support hatte noch eine Empfehlung:
„“(leider) kommt es bei IPv6 in Verbindung mit Kabelanschlüssen in der Tat oft zu Problemen,
Bitte editieren Sie einmal die Einstellungen für den sipgate Account in der Fritzbox und stellen
ganz oben auf „Anderer Anbieter“ um.
Unten sehen Sie dann u.a. das Feld Proxyserver. Hier tragen Sie bitte folgendes ein:
tcpproxy.sipgate.de;transport=tcp
Sollte bei „StunServer“ etwas eingetragen sein löschen Sie dies bitte.““
Ich hab das nicht mehr ausprobiert, aber vielleicht hilft es ja jemanden.
Sipload funktioniert für mich (Unitymedia Kabelmodem, Fritzbox 7270) in allen Details und mit unterschiedlichem Setup bestens.
Joshua:
@Patrick: http://www.easybell.de/meldung/easybell-startet-offene-beta-phase-fuer-voip-ueber-ipv6.html
Ulrich:
Liebe betroffene Kunden,
sie könnten sich beim sipgate Support melden und nach den IPv6 Server fragen.
Vielleicht bekommt das Problem durch eine größere Anzahl von Kundenbeschwerden eine höhere Priorität bei sipgate.
Das ist die eine Seite der Medallie…
Die andere:
IPv6 generiert kein mehr Umsatz und ist leider kein Feature mit dem das Marketing werben kann. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.
Es nicht zu haben kann leider negative Werbung wie in diesem Fall generieren, aber das war (vom Marketing) nicht vorhersehbar ;-)
Die andere Seite ist, dass ein korrekt arbeitendes CG-NAT Gateway nicht diese Probleme verursachen darf. Ob das jetzt an einer Konfiguration liegt die nicht optimal ist oder an einem Fehler in der Software des CG-NAT Gateway möchte ich ohne weitere Informatinen nicht beurteilen.
Aber das kann man in den Griff bekommen wenn man will (und auch darf)!
Eine IPv6-Einführung an einem Wochenende zu machen ist heute leider nicht mehr möglich. INIT7 wurde genannt, die mussten „nur“ das Netz machen. Alles andere ist später gekommen haben sie mir im Gespräch schon gestanden.
Bei sipgate müssen auch Dienste und Logging und Monitoring und so weiter konfiguriert werden. Braucht vermutlich etwas im Bereich von Monaten…
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Liebes sipgate Team,
wie schon andere vor mir geschrieben haben ist IPv6 wirklich nichts neues. Spätestens seit die IANA im Feb. 2011 die letzten IPv4-Blöcke an RIPE und Co abgegeben hat, hätten die Verantwortlichen es auf die Projektliste setzen müssen, mit Priorität.
Das Argument mit Marketing ist oben schon vermerkt.
Egal wer geschlafen hat bekommt jetzt den Denkzettel.
Was kann sipgate als betroffenes Unternehmen tun?
Die Priorität auf die Einführung von IPv6 setzen. Wenn ich Unterstützung oder einen Loadbalancer braucht, meldet euch; ihr habe meine Email-Adresse.
Meine Erfahrung ist dass fremde Netzbetreiber wenig Motivation haben ein Problem zu lösen, von dem sie nicht betroffen sind -> selber IPv6 machen :-)
wie sagt RIPE so schön: IPv6: act now!
sparkie:
Ich muss jetzt mal eine Lanze fuer sipgate brechen. Eine Umstellung oder Erweiterung des bestehenden (und herrlich stoerungsarmen) Systems bei sipgate wird
erfahrungsgemaess nicht voellig reibungslos fuer die Kunden ablaufen. Da kann man bei sipgate vorab sicher testen soviel man will.
Und diejenigen, die hier so lauthals nach IPv6 schreien sind wahrscheinlich die ersten, die sich darueber aufregen, dass sie
wegen Stoerungen bei sipgate waehrend der Umstellung temporaer nicht erreichbar sind.
Es gibt bis heute sowieso kaum ernstzunehmende SIP Anbieter die IPv6 unterstuetzen. Vielleicht haben sich diese
abgesprochen und nehmen eine Umstellung etwa zur gleichen Zeit vor. Damit alle gleichermassen von den Kundenbeschwerden
ueberhaeuft werden:-)